Besuch in der Moschee in Rheinfelden
Mai 14, 2011
Während der ersten Woche in Schopfheim hatten Odile und Paul Gelegenheit auch im Landkreis Lörrach eine Moschee zu besuchen. Es ist die einzige Moschee mit Minarett südlich von Offenburg. Pfarrer Ross vom Christlich-Islamischen Verein hatte auf Anfrage von Brigitte Fleck den Besuch eingefädelt. Herr Filic und Nuriye von DITIB Rheinfelden gaben der Gruppe des AK Integration, die mit 9 Personen zur Besichtigung kam, eine ausführliche und informative Führung. Die Türkisch-Islamische Union betreibt in der ganzen Bundesrepublik 900 Moscheen, im südlichen Teil des Landes Baden-Württemberg sind es 60. Die Rheinfelder Muslime aus der Türkei sind besonders stolz auf ihre schöne Moschee.
Wir dürfen dem Nachmittagsgebet beiwohnen. Es kommen nur Männer. Wahrscheinlich beten die Frauen zu Hause. In dieser Moschee ist die Empore der Gebetsraum der Frauen. Uns beeindrucken die vielfältigen Gesten, welche die Betenden machen, um vom Alltag Abstand zu nehmen, sich auf ihr Inneres zu konzentrieren, zu Gott Kontakt aufzunehmen und ihn zu verehren und ihm zu danken. Nicht zu jedem Gebet muss oder kann man in die Moschee gehen. Man kann genauso woandes beten und es muss auch nicht genau zu der vorgeschriebenen Zeit sein. Der Gebetskalender legt die Gebetszeiten jeden Tag , abhängig vom Sonnenstand, neu fest. Wenn man diese nicht einhalten kann, darf man sie im Laufe des Tages nachholen.
Vom Minarett wird nur am Freitagmittag, Freitag ist Feiertag bei den Muslimen, zum Gebet gerufen. Das hören allerdings nur diejenigen, die ganz in der Nähe wohnen, denn ein Megaphon ist nicht erlaubt.
Deutsch-Türkisches Fest in Schopfheim
Mai 14, 2011
Am 7. Mai 2011 beteiligte sich der AK Integration an der Organisation des ersten Deutsch-Türkischen Festes in Schopfheim. Dies war zugleich der erste Tag des Praktikumsaufenthaltes von Odile und Paul Oudot aus Colmar.
Zahlreiche Gäste freuten sich am bunten Programm.
http://www.bwhaber.com/kueltuer-senligi.html
Er ist auf Türkisch, enthält aber auch ein Interview mit Paul auf Deutsch und Französisch.
Mai 2011: Praktikum von Odile und Paul Oudot
Mai 14, 2011
Im Wonnemonat Mai kommen Odile und Paul nach Schopfheim. Sie sagen, dass sie kein Deutsch sprechen und trotzdem den mutigen Schritt machen wollen. Wie ist es, in einem fremden Land zurecht zu kommen ohne die Sprache zu beherrschen?
Sie möchten auf jeden Fall etwas Deutsch lernen und freuen sich auf den Deutschkurs. Aber sie wissen auch, dass sie Dolmetscher brauchen, um mehr über Deutschland und zum Thema Integration zu erfahren. Vier verschiedene Gastfamilien, in denen es Französisch sprechende Personen gibt, werden die beiden empfangen.
Wir wünschen den beiden einen guten Aufenthalt und werden bald mehr berichten!
Festival de rue à Colmar
Mai 14, 2011
Jedes Jahr findet am 1. Mai in Colmar ein fest der Kulturen statt “ festival de rue“. Im weitläufigen Park „Rapp“ , ganz in der Nähe des Espace bel Age , gibt es unzählige Stände, Informationen, Präsentationen und Unterhaltung aus allen Ländern der Welt. Außerdem sind viele soziale Einrichtung, die ihr Büro in Colmar haben, vertreten. So auch APALIB und Mouvement d’ELLES. Brigitte und Cathy nutzen den Besuch zum Austausch über die weitere Planung. Für Gabriele und Gudrun ist der Besuch des Festivals der Abschluss ihres „Stage “ in Colmar. Sie freuen sich viele Einrichtungen, die sie schon besucht haben hier nochmals zu sehen, inzwischen treffen sie hier „alte Bekannte“. Das nächste Praktikum in Schopfheim soll in wenigen Tagen beginnen.
Die Stimmung des Festivals ist wunderbar. Es ist schönes Wetter, alle spazieren von einem Stand zum anderen, erhalten Informationen, führen nette Gespräche, können Kunstgegenstände aus den verschiedenen Kulturen betrachten und in die Hand nehmen.
Zwischendurch kann man nach Herzenslust Spezialitäten aus aller Welt probieren.
Gestärkt kann man dann weiter Informationen suchen:
Projekttreffen in Colmar – April 2011
Mai 14, 2011
Besuch der Gruppe aus Schopfheim
Im Rahmen unseres Austausches hat Cathérine einen offenen Abend für die Colmarer und die Schopfheimer am Projekt Interessierten organisiert. Wir sollen unsere Eindrücke präsentieren und wollen miteinander über die wichtigen Aspekte ins Gespräch kommen. Pünktlich um 17.00 Uhr erscheint Brigitte Fleck mit Wolfgang Gorenflo und der Gruppe aus Schopfheim, insgesamt 9 Personen. Auch die Schopfheimer wollen informiert sein. Wir zeigen unsere Dokumentation mit vielen Fotos und Erklärungen.
Dieses Mal sprechen wir auf Deutsch und auf Wunsch wird auf Französisch übersetzt. Einiges wird nachgefragt und diskutiert und alle finden es interessant und vielseitig. Gemeinsam halten wir die Themen fest, an denen wir in Zukunft weiter arbeiten wollen: Die Situation der älteren Migrant/innen, Benachteiligung und Chancen für jugendliche Migrant/innen und die Situation von Obdachlosen, jeweils im Vergleich der Aktivitäten in Colmar und im Landkreis Lörrach, bzw. um Schopfheim herum. Auch soll versucht werden, in übersichtlicher Form und für alle nachvollziehbar einen Überblick über die Einrichtungen, die Migrant/innen Leistungen anbieten, auf beiden Seiten der Partnereinrichtungen zu erstellen. Wir finden beide, dass es sehr schwierig ist, die Strukturen und das Netzwerk der vorhandenen Einrichtungen zu durchschauen.
Gefreut hat uns beide, wer aus Schopfheim gekommen und Interesse gezeigt hat: Unsere Kerngruppe mit Giacomo Nicastro, Jost Noller und Yamina Moulgada, aber auch neue Interessierte wie Valentina Hammer ( VHS Dozentin für Deutsch) zusammen mit 2 Kursteilnehmer/innen und Michael Straub, Stadtrat von den Grünen.
Gemütlich geht es weiter mit einem vorzüglichen Cous-Cous. Yamina (Algerierin aus Schopfheim ) und Leila ( Ehefrau des Imam aus Colmar ) verstehen sich auf Anhieb. In der Küche wird tüchtig zusammen vorbereitet und ausgegeben. Abgerundet wird das ganze durch ein leckeres Eis.
Die Schopfheimer haben noch den Heimweg vor sich und wir dürfen da bleiben, welch eine Freude! Unser Heimweg ist nur kurz und wir schlafen selig.
Bericht: Gudrun Kummle und Gabriele Friedrich, April 2011.
Der dritte Lebensabschnitt , le troisième age, die Generation 50 +, les cinquantes +, und viel schöner auf Französisch: Le bel age, das schöne Alter. Nicht nur im Hinblick auf diese Ausdrucksweise können wir zum obigen Thema etwas aus Colmar und von APALIB mitnehmen. Der l’Espace Bel Age hat uns für drei Wochen aufgenommen. Wir haben die immer warme und herzliche Atmosphäre sehr genossen. Immer gab es jemanden, mit dem wir sprechen konnten, oder wir konnten an einer der zahlreichen Aktivitäten / Ateliers teilnehmen. Der L’Espace Bel Age ist ein Ort für das „aktive Alter“. Mitten in Colmar können sich ältere Menschen treffen und gemeinsam ihren Interessen nachgehen. Die Mitglieder geben im Ehrenamt ihre Fähigkeiten an andere weiter. So entsteht ein großes Netzwerk an bunten Angeboten , bei denen für jeden etwas dabei ist. Man kann als Teilnehmer/in einer Aktivität seinen Hobbies nachgehen, aber auch selbst Angebote machen und auf diese Weise seine über viele Jahre erworbenen Fähigkeiten pflegen und weiter geben. Das gibt Selbstwertgefühl und Sicherheit. Und nicht zu unterschätzen ist das Gemeinschaftsgefühl, das Miteinander und Füreinander. Diese Idee ist prima und der gute Geist des Hauses namens Cathy Breysach ebenso. Die Altersspanne erstreckt sich von knapp 50 bis über 90 Jahre. Es werden auch Maßnahmen für Kinder – Generationen übergfreifend – angeboten. Damit versucht man sukzessive so etwas wie ein Mehrgenerationenhaus aufzubauen.
Ebensomöchte APALIB Menschen mit Migrationshintergrund einbeziehen, unterstützen und auch die über den Espace bel Age hinausgehenden Services der Organisation APALIB öffnen.
Wir besuchen mit Cathérine ein Haus, in dem alle Organisationen, die La Croisée des Services repräsentieren, untergebracht sind. Es handelt sich dabei um APAMAD, APALIB, FAMI EMPLOI 68 und Domicile Services Haute-Alscace.
La Croisée des Services
Dort nehmen wir an einer Sitzung teil, die zum Thema hat „Les migrants vieillissants“, d. h. « die älter werdenden Migranten » . Die Teilnehmer aus unterschiedlichen Einrichtungen berichten von Problemen, die sie mit älteren Migranten erleben. Diese Gruppe setzt sich zusammen aus: Personen aus dem Magreb, aus Vietnam, aus dem ehemaligen Jugoslawien und der Türkei. Die Probleme mit älteren Migranten sind speziell:
– sprachliche Schwierigkeiten
– kulturelle Unterschiede (Beerdigung im Heimatland oder in Frankreich)
– nicht alle erhalten Unterstützung aus dem Heimatland
– isolieren sich (sie haben das Recht zu wählen, gehen aber nicht zur Wahl )
– Unterlagen zur Beantragung der Rente sind unvollständig
– Hausbesuche sind schwierig (man muss die Schuhe ausziehen, Ablehnung von Tee wird als unhöflich empfunden)
– bei Tod kennen wir die Bräuche und Riten nicht – im Spital fehlen auch die Kenntnisse sowohl bei den Ärzten als auch bei den Pflegern
Lösungsmöglichkeiten:
– Richtigen Ansprechpartner zur Verfügung stellen (Dolmetscher)
– Man muss sich besser kennenlernen
– Treffen veranstalten
– Ausbildung ist wichtig
Hier sieht APALIB einen neuen großen Aufgabenbereich auf sich zukommen. Sinnvoll wäre es, noch mehr Menschen mit Migrationshintergrund in die Aktionen für das „Aktive Alter“ zu integrieren und in dieser Phase eine bessere Verständigungsebene herzustellen. Auch in Deutschland sind die Probleme der älteren Migrant/innen brennend und werden noch zunehmen. Dabei spielt auch der gesamte Gesundheits- und Pflege-, aber auch der Hospizbereich eine Rolle. Im Vergleich mit APALIB erscheint uns die Versorgung für Ältere im Landkreis Lörrach schlechter entwickelt.
Besuch der Résidence Bartholdi (Betreutes Wohnen)
Dies ist wie der Espace Bel Age eine Einrichtung der APALIB und liegt mitten in Colmar. Hier treffen wir Francine Rinn. Sie stellt uns kurz die Einrichtung vor. Das Haus hat 75 Apartments. Die Wohnungen sind altersgerecht gebaut. Es ist immer eine Ansprechpartnerin im Haus. Francine Rinn ist die „maitresse de la maison“. Es werden gemeinsame Aktivitäten angeboten und es gibt einen Mittagstisch. Wir essen mit Francine im großen Speisesaal zu Mittag. Sie erzählt uns, dass sie meistens 80 Essen ausgeben. Die Bewohner können auch Freunde mitbringen, auch fremde Gäste sind willkommen. Alzheimer Patienten werden dort in der Tagespflege versorgt, um die Angehörigen zu entlasten. Frau Rinn hat einen Hund, der von den Bewohnern ausgeführt werden kann.
Besuch der Tagespflege für Alzheimer-, Parkinson- und Schlaganfallpatienten
Wir treffen Monique Florette. Sie führt uns durch die Räume. Das Haus strahlt eine helle und freundliche Atmosphäre aus. Die Patienten sind in 2 Gruppen eingeteilt. Sie kommen ab 9.00 Uhr und bleiben bis 16.30 Uhr. Damit werden die Familien entlastet. In der Einrichtung werden Aktivitäten angeboten, und zwar je nach Möglichkeiten der Patienten:
Gedächtnistraining, Kochen (Konfitüre kochen – sie erhalten die Früchte – Glas Konfitüre kostet 3,– Euro), Basteln, Zootherapie (Streichelzoo – Tiere füttern), Musizieren, Singen, Töpfern.
Mittagessen gibt es in der Einrichtung oder auch in der Résidence Bartholdi oder es wird selbst gekocht. Dienstags kann auch mit den Fingern gegessen werden.
Kosten für einen Aufenthalt betragen 89,– pro Monat. Der Patient kann dann einmal pro Woche kommen. Für den Transport fallen nochmals 18,– Euro an.
Es stehen 9 Pflegerinnen bzw. Pflegehelferinnen zur Verfügung. Wie die benachbarte Résidence Bartholdi gehört auch dieses Haus zu den Grundeinrichtungen von APALIB. Es war nicht ersichtlich, dass sich hier auch Menschen mit Migrationshintergrund aufhalten. Es wäre sinnvoll, hier Einfluss zu nehmen. Im Vergleich zu Tagespflegeeinrichtungen in Deutschland ist diese Unterbringung sehr günstig. Generell ist die Unterbringung zu pflegender Verwandter in einer Pflegeeinrichtung für sozial Schwache, d. h. auch für viele Migrant/innen finanziell kaum zu leisten. Auch verstärken sich die sprachlichen Probleme in der Pflegesituation. Häufig können die Patient/innen nur noch in ihrer Muttersprache kommunizieren. Wenn Pflegeeinrichtungen sich öffnen sollen, müssen diese Probleme bedacht werden.
Bericht Gabriele Friedrich und Gudrun Kummle, April 2011.
Mouvement d’Elles
Association de femmes toutes origines: Es ist ein Treffpunkt für Frauen unterschiedlichster Nationalitäten. Sie erhalten Angebote wie Malen für Frauen und Kinder, Musizieren, Singen und Kochen. Die gemeinsamen Aktivitäten sollen die Frauen zusammenführen. Sie organisieren Feste, sie sprechen über verschiedene Religionen, gemeinsam wurde ein interreligiöser Kalender erstellt. Ziel ist, dass Frauen aus unterdrückten Verhältnissen, eine Möglichkeit haben, sich außerhalb der eigenen Wohnung aufzuhalten, sich untereinander auszutauschen und gemeinsam mit anderen einer Aktivität nachzugehen.
– ASTI – Association de Solidarité avec les Travailleurs Immigrés
Wir treffen Jasemine Kati-Akgul. Sie lebt schon 26 Jahre in Frankreich und arbeitet seit 19 Jahren bei ASTI. Sie ist Türkin. Sie hat jetzt beide Staatsbürgerschaften, die türkische und die französische. Ihre Aufgaben sind sehr vielfältig: Ateliers Sociolinguistiques: Sprachkurse sind kostenlos für alle Nationalitäten (ab 17 Jahren in gemischten Gruppen oder für Frauen alleine). Die Kurse finden das ganze Jahr statt, tagsüber oder abends. Sie bieten 2 Formen an: Alphabetisierung und Französisch als Fremdsprache (auf verschiedenen Niveaus). Schulbegleitung: Hilfe bei den Hausaufgaben, Kennenlernen von verschiedenen, Lernmethoden, Spielerisch Lernen, Arbeit mit Lektüre, Ziele setzen und Einhalten. Unterstützt werden die Schüler der Grundschule an 4 Tagen und die Schüler der Sekundarstufe an 2 Tagen in der Woche. Ein bis zwei Mal finden Versammlungen mit den Eltern statt, in denen man sich über den Erfolg austauscht. Dauernde Hilfe bei sprachlichen Problemen wird auch angeboten: Sie begleiten bei Behördengängen und helfen beim Ausfüllen von Formularen. Sie haben Dolmetscher in 4 Sprachen: Türkisch, Arabisch, Russisch und Jugoslawisch. Auf der Post gibt es jeden Samstag, von 9.00 bis 12.00 Uhr Hilfe (die Post ist einer der Sponsoren für ASTI). 30 Menschen nehmen die Hilfe in Anspruch. Bei uns sind derartige Hilfen anders organisiert. Seit dem Zuwanderungsgesetz 2005 gibt es ein strukturiertes System für Sprach-kurse, die vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefördert werden. Jeder Neuzuwanderer muss solch einen Kurs bis zum B1 Niveau absolvieren. Zuwanderer, die vor 2005 gekommen sind, bekommen auf Antrag Unterstützung für einen Sprachkurs. Die schulische Begleitung ist bei uns gerade in aller Munde. Wie können wir die Chancen für die Kinder mit Migrationshintergrund verbessern? Es gibt verschiedene Programme und Projekte, über welche die Arbeit von Institutionen mit Eltern und Kindern zur Verbesserung der schulischen Leistung unterstützt wird, z.B. „Stadtteilmütter“. Eine Untergruppe des AK Integration arbeitet gerade an diesem Thema. Um in Frankreich eingebürgert zu werden wird ein Sprachzertifikat (A1), ein Arbeitsplatz sowie der Nachweis einer Wohnung benötigt. In Deutschland braucht man auch einen Arbeitsplatz, den Nachweis einer Wohnung und das Sprachzertifikat B1 sowie einen Einbürgerungstest.
CCAS- Centre Communal d`Action Sociale
Wir treffen Mme Jeanne-Marie Ohl. Sie erklärt uns ihr Aufgabengebiet. Sie betreut die Personen 60 + und auch behinderte Menschen: In Fragen der Sozialhilfe (welche Möglichkeiten gibt es, um Unterstützung zu bekommen), Schuldnerberatung, Ausgabe von Bons alimentaire, Versicherungen, Wohngeld, Wohnungssuche für Obdachlose, Hilfsmittel für behinderte Menschen.
Finanzielle Unterstützung gibt es u. a. von der Stadt Colmar und vom Conseil Général (Département) und wird jährlich überprüft (Kinder werden zur Zahlung herangezogen). Bei uns sind diese Beratungsstellen im Landratsamt, bei der Arbeitsagentur ( Grundsicherung für Arbeitslose), aber auch bei den kirchlichen Einrichtungen wie Diakonie und Caritas angesiedelt.
S. UR. SO. Service urgence social
Heute steht Mulhouse auf dem Programm. Wir wollen dort den Gluckpark besuchen mit allen Einrichtungen wie: APALIB, APAMAD, fami Emploi 68 und Domicile Services Haute Alsace. Wir lernen den großen Chef, Herrn Pierre Kammerer, kennen, den Leiter dieser Institutionen (Cathérine ist der kleine Chef).Ein nächster Punkt auf dem Plan ist der Besuch bei Anne Marie Weibel, Directrice de l’association Service urgence social (S. UR. SO.). Sie empfängt uns im Tagesheim, in dem sich Menschen treffen können, die keinen festen Wohnsitz haben (auch Migranten). Sie können dort duschen, Wäsche waschen, ihre Habseligkeiten in einem Spint verschließen und auch die Post dorthin schicken lassen. Sie berichtet uns, wie schwierig es ist für die Menschen eine Bleibe zu finden, da sie keine Unterstützung für Mietzahlung erhalten. In einer besonders schwierigen Situation sind Jugendliche im Alter zwischen 18 und 25 Jahren, die keine Arbeit haben. Sie haben keinen Anspruch auf Sozialhilfe. Die Asylbewerber haben Anspruch auf eine Wohnung. Frau Weibel berichtet uns, dass es nicht genügend Plätze gibt. Sie haben kein Recht zu arbeiten. Pro Erwachsener erhalten sie 300,–€. Das Verfahren dauert 2 Jahre. Danach wird über die Abschiebung entschieden. Die Sozialarbeiter des S. UR.SO. unterstützen die Menschen bei der Wohnungssuche. Ehrenamtliche Ärzte kommen 1 Mal in der Woche, auch Medikamente stehen zur Verfügung. Kinder gehen in die Schule. Der S. UR. SO. ist montags bis freitags geöffnet. Es kommen auch ältere Menschen. Ab 60 können sie schneller in entsprechende Einrichtungen vermittelt werden. Für die Mitarbeiter des S. UR. SO. gibt es Supervisionen, um die Arbeit bewältigen zu können, um nicht abzustumpfen (nicht mit den Leuten zu weinen oder zu verhärten). Sie geben ihre Erfahrungen weiter und hoffen, somit die Politik zu beeinflussen.
Maison de Temps Libre von APALIB
Besuch des Maison du Temps Libre von APALIB. Wir treffen dort Dominique Nass, die den Hausbesuchsdienst vorstellt. Dominique ist fest angestellt und hat ehrenamtliche Mitarbeiter. Das Maison du Temps Libre erscheint uns wie eine VHS mit vielen unterschiedlichen Freizeitangeboten (wie Espace Bel Age in Colmar). Auch hat das Haus ein Restaurant. Es befindet sich im Zentrum von Mulhouse in direkter Nachbarschaft des Wohnviertels Papin, in dem zahlreiche Zuwanderer leben. Die Angebote des Maison du Temps Libre sind prinzipiell für Migrant/innen offen, werden aber von diesen nicht wahrgenommen. Cathérine würde die Einrichtung gerne offener gestalten. Gerlinde Deffarges bietet Deutschkurse für Senioren an (sie ist Deutsche und ist mit einem Franzosen verheiratet). Gerne würde sie mit ihren Kursteilnehmern einen Ausflug nach Schopfheim machen (wir bleiben in Kontakt).
Foyer ADOMA
Wir treffen uns im Büro mit Abdelatif Kioua, der einen großen Wohnblock mit 230 Wohnungen verwaltet. Die Wohnungen, alle möbliert, können 9 qm, 12 qm, 16 qm oder 32 qm groß sein. Diese Wohnungen können an alleinstehende Personen (ältere Migranten), Asylbewerber oder Paare mit Kindern vergeben werden. Die Leute haben in der Regel kein Einkommen. Es kommen mehr Männer als Frauen. 88 Nationalitäten sind im Foyer vertreten. Jedes Appartement verfügt über eine Kochgelegenheit und es gibt zusätzlich14 Gemeinschaftsküchen .
La Manne (Tafelladen)
Béatrice Caudreliez berichtet über die unterschiedlichen Aufgaben der Einrichtung. Im Tafelladen erhalten die Menschen u.a. ein „Colis“ mit Lebensmitteln. Die städtischen Läden unterstützen La Manne. Nur gute Ware wird geliefert. 40 Ehrenamtliche arbeiten jeden Tag, Montag bis Freitag von 16.00 bis 18.00 Uhr. Sie erhalten auch gratis Samen-pflänzchen, die sie im eigenen Garten anpflanzen können. Das ist etwas, das wir als Idee mit nach Schopfheim nehmen können! Es wäre vielleicht sogar noch ausbaufähig. La Manne besitzt 15 a Boden, wo 6 Personen als Gärtner arbeiten können. Aus der eigenen Ernte kann frisches Gemüse geliefert und aus Früchten Konfitüre gemacht werden. Der Tafelladen wird von Bäckern aus Colmar mit Brötchen beliefert. Bei der Verteilung der Lebensmittel wird auf die Religion geachtet (z. B. kein Schweinefleisch). Es gibt ein weiteres interessantes Konzept „L’épicerie sociale“. Hier werden die Menschen pädagogisch aufgeklärt. Nicht bestimmte teure Marken kaufen, Preise vergleichen und auf das eigene Budget achten. Sie sollen lernen, auch im normalen Geschäft Preise zu vergleichen und ihren Möglichkeiten entsprechend einzukaufen. Damit hofft man, dass die Leute nicht mehr bei La Manne einkaufen müssen. Seit 2008 haben sie getrennte Einkaufschalter eingeführt, so ist die Diskretion besser gewährleistet. Auch ein Arzt kommt 2 Mal in der Woche und gibt Ratschläge für Hygiene (mehr Händewäschen in Grippezeiten, Präservative). Die Ärztin ist wichtig. Die Leute haben großes Vertrauen. Sie ist fast höher angesehen als ein Sozialarbeiter. „Prêt à taux zéro“ vergibt zinslose Kredite, die in 2 Jahren zurückgezahlt werden müssen. Es werden immer Geldgeber gesucht. Es wäre gut, Firmen zu überzeugen, Geld in Stiftungen zu legen anstatt Steuern zu bezahlen. Im Bau befindet sich ein „restaurant social“ für Personen ohne festen Wohnsitz, für Personen, die im „foyer d’hérbergement d’urgence de Colmar“ leben (geöffnet vom 1. November bis 31.März). Die Besucher erhalten an einem beheizten Ort eine komplette und ausgewogene Mahlzeit. Durch Lehre oder Umschulung versucht die Einrichtung „Chantiers d’insertion“ Menschen wieder in Arbeit zu bringen (z. B. Lehre als Gärtner).
CCAS Centre communal d’action sociale
Zu Fati Marzougui kommen Personen, die bedürftig sind. Kommen können alle Personen, auch Migranten, die Unterstützung brauchen. Er prüft anhand eines Fragebogens, ob zusätzlich Unterstützung gewährt werden kann. Insgesamt hat das Centre 11 Mitarbeiter, die diese Arbeit wahrnehmen. 55 Menschen müssen pro Tag bedient werden. Die Auswertung der Fragebogen erfolgt rasch, damit die Menschen schnell ihr „supplément“ erhalten. Sie erhalten einen zusätzlichen Betrag um den täglichen Bedarf an Lebensmitteln zu decken. Er erzählt uns seinen Werdegang. Ursprünglich stammt er aus Tunesien.1996 erhält er die französische Staatsbürgerschaft, damals noch ohne Prüfung. Seine Frau stammt auch aus Tunesien. Er schildert ihre Schwierigkeiten, einen Beruf in Frankreich zu erlernen und einen Abschluss als Krankenschwester zu erwerben. Auch Ausgrenzung hat sie erfahren müssen. Nur mit seiner Hilfe ist es ihr gelungen. Auch er erzählt uns, dass er sich immer noch als Fremder in Frankreich fühlt.
Bericht Gudrun Kummle und Gabriele Friedrich, April 2011
Begegnungen mit anderen Kulturen
Mai 12, 2011
Gabriele und Gudrun tauchen ein in die französische Kultur. Obwohl viele der “ Bénévols“ auch „Elsässerdytsch“ sprechen können, werden sie herausgefordert so viel wie möglich Französich zu hören und zu sprechen. Sie können an einem Französischkurs bei Annie teilnehmen und Gabriele geht zu Aloyse in das Atelier „Pleuderstund“. Beim Essen in den Colmarer Restaurants oder den Résidences der APALIB lernen sie verschiedene französich-elsässische Spezialitäten kennen: Fleischschnäcke, Choucroute, Flammenkuchen oder Zitronentarte, etc. Odile und Paul führen sie auch in ein Tuareg Restaurant aus:
Abends oder auch nur nach einem interessanten Vormittag auf Französich brummt der Kopf: Zuhören, Verstehen, richtig einordnen, innerlich vergleichen mit dem, was man aus Deutschland kennt, reagieren und freundlich sein, Fragen stellen nach Aspekten , die eigentlich auch noch interessant wären – Letzteres ist oft gar nicht zu schaffen, denn dann kommt schon der nächste Punkt. Und Notizen und Fotos werden auch noch gemacht, für die Dokumentation… Alles ist immer interessant und spannend, aber doch auch anstrengend und Gabriele und Gudrun brauchen Zeit um die vielen neuen Eindrücke zu verdauen. Sie schreiben jeden Abend gemeinsam die Eindrücke des Tages auf. Gudrun fotografiert viel und wird die Bilder am Ende in mehreren Collagen thematisch zusammenstellen.
- Aquarell von Aloyse Ostertag
Natürlich kennen wir französische Chansons, Malerei und Literatur. Aber hier werden wir wieder daran erinnert und erleben vieles neu – in den Bibliotheken und in den Ausstellungen…
Besuch bei den Tziganes
Unsere Fahrt bringt uns vorbei an vielen Wohnwagen, kleinen Sanitärhäuschen und Müllhalden. Endlich finden wir das
Versammlungszentrum der Zigeunergemeinschaft. Dort wird uns erklärt:
– Es leben 36 Familien in Wohnwagen auf diesem Areal. Das Gelände wurde ihnen von der Stadt Colmar überlassen. Wie hier in Colmar dürfen sie sich in allen Kommunen nur auf den dafür ausgewiesenen Flächen niederlassen.
– Von diesen Plätzen gibt es in Frankreich 40.000. Die Tziganes sind keine Nomaden mehr, kommen alle aus Frankreich und reisen nur noch zwischen den Camps hin und her.
– Organisation der Gemeinschaft: Chef des Clans, die Ältesten sind wichtig, Gemeinschaft insgesamt ist wichtig.
– Sie leben vom Handel.
Ein Tzigane wird nie ein Clochard sein. Jeder wird von der Gemeinschaft aufgefangen. Alte Leute sind versorgt. Ärzte und Krankenschwestern kommen ins Camp. Wenn jemand ins Krankenhaus muss, dann wird er von der Gruppe begleitet. Alle leiden mit. Nach außen tragen sie nur ihre Musik in kleinen Konzerten. Ansonsten werden sie schnell für alles Schlechte verantwortlich gemacht. Durch ihr Verhalten zeigen die Tziganes, dass sie ihre Identität behalten wollen und eine Integration nicht gewünscht ist.
Präsident Sarkozy hat seit Juli 2010 seine Politik gegenüber den Roma verschärft, zahllose wurden mit nicht nachvollziehbaren Gründen ausgewiesen. In vielen europäischen Ländern leben Roma unter sich. Auch in Deutschland gibt es dadurch soziale Probleme. Beim AK Integration hatten wir bisher mit diesem Thema noch keine Berührung. Auf dieser Website gibt es mehr Informationen dazu.
Der Besuch hat uns sehr beeindruckt. Bei den Tziganes handelt es sich um eine Randgruppe, gegenüber welcher viele Vorurteile bestehen. APALIB möchte trotz allem den Kontakt halten und um ein besseres Verständnis füreinander werben.
Besuch in der Moschee
Wir fahren in die Avenue de Paris und treffen dort auf Nacer Skandrani. Auch unsere Freunde Louis, Marc, Jo, Paul und Odile treffen ein um die Moschee zu besuchen. Wir Frauen tragen ein Kopftuch und am Eingang der Moschee ziehen wir die Schuhe aus. Nacer erzählt über die Entstehung der Moschee. Sie wurde gegen den Widerstand der Bevölkerung gebaut. Nacer erklärt ausführlich, wie die Waschungen vor dem Gebet auszuführen sind: Hände waschen (3 x), Mund, Nase und gesamtes Gesicht, Arm bis zum Ellenbogen, Ohren, Füsse links und rechts. Auch beim Gebet zu Hause wird dieser Vorgang eingehalten.
3.000 qm Grund wurde von der Stadt abgekauft und 2001 wurde dann die Moschee gebaut. 700 Leute können dort beten. Sie ist zu jeder Zeit geöffnet. Es wird 5 Mal am Tag gebetet und an Ramadan noch 2 Mal nachts dazu. Die genauen Gebetszeiten sind elektronisch angezeigt und verändern sich täglich.
Im Gebetsraum ist eine Nische, in welcher der Imam vorbetet in Richtung Mekka. Nacer demonstriert wie die Gläubigen auf dem Gebetsteppich nieder knien. Der Nebenraum für die Frauen ist bedeutend kleiner. Sie kommen über einen Seiteneingang. Die Gebete werden in Arabisch gehalten. Der Koran kann heute auch in Französisch gelesen und gelehrt werden.
Nacer berichtet uns, dass heute doch viele zum Islam übertreten.Menschen, die konvertieren, müssen folgende Bedingungen erfüllen:
Allah als einzigen Gott anerkennen, Gebete einhalten, Arabisch lernen
2,5 % des Vermögens abgeben, 1 Mal im Leben eine Pilgerfahrt nach Mekka machen, Ramadan einhalten.
Die Begegnung mit dem Islam spielt auch in der Arbeit des AK Integration eine Rolle, einige engagierte Mitglieder sind Muslims. Es kommt aber immer wieder zu Missverständnissen wegen der Religion (Feiertage, Ramadan) und kulturell bedingten Verhaltensweisen (Kopftuch, Begrüßung, etc.). Da ein großer Teil der Zuwanderer in Deutschland türkischer Herkunft sind, möchte man gern mehr zusammen arbeiten und sucht ebenso wie in Colmar den Kontakt zum Moscheeverein. Wegen der relativ großen Distanz zwischen der islamischen und der westlichen Kultur erweist sich das als Prozess, der geduldigen Einsatz auf beiden Seiten erfordert.
Nach dem Moschee Besuch gehen wir auf den arabischen Markt . Der Markt wirkt belebt, die Verkäufer preisen lauthals ihre Früchte, ihr Gemüse, ihre vielfältigen Kartoffeln und andere Knollen an. Wir beobachten die Kunden, sie kommen meistens aus fremden Ländern und feilschen um die Preise. Uns fällt auf, dass die Verkäufer und die Besucher total multikulti erscheinen ganz im Gegensatz zu einem Markttag in Schopfheim.
Nun freuen wir uns mit Marc auf das Mittagessen in der Luser Stub. Wir essen als Vorspeise Linsensalat oder Budain und als Hauptgang Fleischschnäcke mit Salat. Das ist biologisch und vorzüglich. Die Luser Stub ist 3 Mal in der Woche geöffnet, und zwar Mittwoch, Donnerstag und Freitag. Die Adresse ist 13, Rue de la Herse de Colmar.
Bericht von Gabriele Friedrich und Gudrun Kummle, April 2011.
Les Quartiers: Europe et Floriment Bel Air
Mai 12, 2011
Gabriele und Gudrun lernen auch andere Seiten von Colmar kennen. In den Quartiers „Europe“ und „Floriment Bel Air“ leben fast nur Menschen mit Migrationshintergrund. Die Bebauung ist sehr dicht. Mittlerweile wurden bereits Hochhäuser abgerissen um das Umfeld offener und sozialer zu gestalten. Die neue Bebauung sieht so aus:
Colmar – eine Stadt zum Verlieben!
Mai 12, 2011
Gabriele und Gudrun sind begeistert von Colmar. Zwischen den zahlreichen Begegnungen und Besuchen in den „Ateliers“, die sie während ihres „Stage“ bei APALIB haben, gibt es immer wieder Gelegenheit in die Altstadt zu spazieren und sich etwas anzuschauen.
Gudrun ist selbst künstlerisch tätig und sehr kunstinteressiert. Sie könnte Tage in den Ausstellungsräumen verbringen . In der Eglise des Dominicains fasziniert das Bild „Madonna im Rosenhag“ von Martin Schongauer. Er gilt als einer der bedeutendsten Künstler der deutschen Spätgotik. Deutsch insofern, als das Elsass im 15. Jahrhundert noch ganz und gar zum deutschen Kulturkreis gerechnet werden muss. Traumhaft zart und filigran ist die Schönheit von Schongauers Madonna im Rosenhag. Schaut man sich den Rosenhag an, so entdeckt man allerlei verschiedene kleine Vögel, Rotkehlchen, Meisen, Kernbeisser sowie kleine Erdbeeren, Rosenblüten, eine geöffnete große rote Pfingstrose und kleine Lilien. Durch die damals bahnbrechende niederländische Malerei, deren präziser Realismus faszinierte wurde Schongauer zu dieser Malerei angeregt. Biografisch ist wenig über ihn bekannt. Bezeugt ist jedoch,dass seine Malerwerkstatt in Colmar die bedeutendste seiner Zeit in Süddeutschland war.
Bericht von Gudrun Kummle und Gabriele Friedrich, April 2011.