Monique ( Mitte ) möchte doch lieber keinen Stage machen, aber sie will Mentorin für die Besucher in Colmar werden.
Das Gespräch machte allen bewusst, dass der Prozess der Integration für die Zugewanderten mit Stress verbunden ist und dementsprechend auch der Praktikumsaufenthalt kein „Urlaub“ sein kann. Viele neue Eindrücke, das Sich- neu- orientieren- müssen in einer fremden Umgebung, ein unterschiedlicher Tagesablauf, unerwartete Missverständnisse – selbst wenn man die Sprache einigermaßen versteht, das macht müde – vor allem wenn man am Abend noch ein Projekttagebuch führen muss… Aber immerhin müssen Odile und Paul nicht um eine Arbeitsstelle und eine Aufenthaltserlaubnis kümmern, sie werden von ihren Gastgebern gut versorgt und erhalten von den Mentoren Unterstützung.
Freizügigkeit in Europa
Etwas leichter als sogenannte Drittstaatenangehörige haben es die Zugewanderten aus Europa. Für sie gilt das Prinzip der
Arbeitnehmerfreizügigkeit. Trotzdem ist es auch für diese Gruppe nicht leicht in Deutschland wirklich Fuß zu fassen.
Bei Kaffee und Kuchen konnten Odile und Paul sich auf der Terasse bei Brigitte mit drei jungen Frauen aus Frankreich, Italien und Polen austauschen. Alle drei haben Kinder, zum Teil noch sehr kleine ( 8 Monate ). Es ist mühsam und teuer bis die
Qualifikation aus dem Ursprungsland zertifiziert und anerkannt ist. Die Kinderbetreuung in Deutschland ist schlecht organisiert. Wenn man noch wenig Leute kennt, gibt es niemand , der einmal im Notfall hellfen kann. Oft landet man doch wieder unter den eigenen Landsleuten und verbessert deshalb die eigenen Deutschkenntnisse nicht.
Mit Elisa, Krystyna und Silvia ( mit Matthew) beim Kaffee.
Alle drei Frauen haben Abitur und eine gute Ausbildung, sie sprechen mindestens 3 Sprachen, darunter Deutsch und Französisch, aber sie haben bis jetzt keine feste Anstellung gefunden.
Das Erich-Reisch Haus – Heim für Wohnsitzlose
Viel schwieriger ist die Situation für Personen ohne Wohnsitz. Dies konnte eine Gruppe von Mitgliedern des AK Integration im
Erich-Reisch-Haus ( Heim für Wohnsitzlose) in Lörrach festellen. Birgit Schwarz (Stationäre Hilfe) und Marc Horn ( Ambulante Fachberatung und Notschlafstelle) empfingen die Besuchergruppe zu einem freundlichen und informativen Gespräch.
Birgit Scharz und Marc Horn vom Erich-Reisch Haus ( vorne rechts)
In der Tagesstätte
Drei ehemalige Heimbewohner ( aus dem Iran, Eritrea und Serbien) erzählten von ihren Stationen in der Einrichtung, die sie zu einem gerelten Leben hingeführt haben. Am wichtigsten ist die Analyse der persönlichen Situation der wohnsitzlosen Person und die entsprechende Beratung während der ersten 3 Monate im Heim. Es kann unterschiedliche dringende Bedürftigkeiten geben: Die Gesundheit, Probleme mit Angehörigen, Verschuldung, Sucht, psychische Verfassung, Probleme mit Arbeitgeber, Aufenthaltsstatus, Erledigung der Formalitäten um eine Unterstützung zu beantragen ,etc. Das Wichtigste hierbei ist die Einrichtung einer Postadresse und das regelmäßige Erscheinen für den/die Bewohner/in , um die Post entgegen zu nehmen. Die Mitarbeiter/innen des Erich-Reisch Hauses sind mit allen für die Heimbewohner wichtigen sozialen Einrichtungen eng vernetzt, so dass mit geringem bürokratischen Aufwand eine schnelle Hilfe , z.B. die Auszahlung des Hartz IV Tagessatzes, möglich ist. Die Bewohner erhalten Unterkunft und Verpflegung, werden in einen geregelten Alltag eingebunden, in dem sie auch nach Absprache und Neigung Tätigkeiten im Gebäude übernehmen. Dadurch entsteht Gemeinschaftsgefühl und Vertrauen. Es wird auch regelmäßig Sport angeboten. Der Fußballclub nimmt an Turnieren teil. Eine ambulante medizinische Hilfe kommt ins Haus und hilft auch mal bei der Kosmetik.
Eine der Gemeinschaftsküchen im Heim
Die Besuchergruppe im Erich-Reisch Haus
Das Netzwerk der Integration im Landkreis Lörrach
Odile und Paul besuchten zusammen mit Brigitte Fleck und Hartmut Hermanns den
Integrationsbeauftragten des Landratamtes Thomas Vollbrecht. Gemeinsam möchte man versuchen die Strukturen der für die Menschen mit Migrationshintergrund zuständigen Einrichtungen klarer zu machen. Für beide Seiten war dies sprachlich mit Wortschatzarbeit verbunden, da nicht alle Begriffe aus der national orientierten Verwaltung in die andere Sprache übertragen werden können. Wichtig war die Darstellung der Hierarchien:
1. Bundesamt für Migration und Flüchtlingswesen ( Staatliche Ebene der Bundesrepublik Deutschland )
-> 2005 Neues Zuwanderungsgesetz mit der Pflicht zum Integrationskurs
2. Landesstiftung Baden Württemberg ( Länderebene, 16 Bundesländer, Schopfheim liegt in Baden Württemberg)
3. Landkreis Lörrach ( 3 große Kreisstädte: Lörrach, Weil, Rheinfelden; für alle anderen Städte – auch Schopfheim- und Gemeinden verwaltet das Landratsamt die Menschen mit Migrationshintergrund)
Herr Vollbrecht ist seit 2007 beauftragt sich für die Verbesserung der Integration von Menschen mit Migrationshintegrund im Landkreis einzusetzen. Er hat entscheidend an der Entwicklung des
Sozialatlas mitgewirkt. darin findet sich auch der AK Integration mit Hinweis auf das VIF Projekt.
Außerdem leitet er zusammen mit der Sozialdezernentin, Frau Zimmermenn-Fiscella, ein wichtiges Gremium zur Vernetzung der der Akteure zur Integration: Den Arbeitskreis Migration. Folgende Repräsentanten finden sich im AK Migration:
Regionalkoordinator des Bundesamtes
Vetreterin des Regierungspräsidiums ( Land Baden – Württemberg/ Landesförderung)
Frau Zimmermann-Fiscella und Herr Vollbrecht ( Landratsamt)
Vertreter/innen der Sprachkursträger ( z.B. VHS, ifas, IOR,etc.) -> Brigitte Fleck
Vertreter/innen der Ausländerbehörden ( Rheinfelden, Lörrach, Weil, Landkreis)
Vertreter/innen der Migrationsberatungsstellen, auch der Jugendberatungsstellen ( Caritas, Diakonie) -> H.J. Tichelmann
Vetreter/innen der Wohnbaugesellschaften -> Willi Brunen, Friederike Krauss
Vertreter/innen weiterer integrationsrelevanter Einrichtungen -> Mehrgenerationenhaus Weil, SAK
Vertreter/innen ehrenamtlicher Gruppen -> AK Integration, Runder Tisch Rheinfelden
Eingeladene Vertreter/innen zu relevanten Themen
Folgende Übersichten entstanden und werden auch im Arbeitskreis Integration in Schopfheim als Grundlage für weitere Gespräche zum Verständnis des Netzwerkes dienen.
Das Netzwerk der Integration
Der AK Integration und seine Mitglieder
Weitere Stationen von Paul und Odile waren das Mehrgenerationenhaus in Weil, wo sie sich mit dem Thema Probleme des „Älterwerdens“ bei Menschen mit Migrationshintergrund befassten, ein Thema, welches uns weiter beschäftigen wird. Auch diese Mal gab es wieder eine Radiosendung bei Radio Kanal Ratte. In Lörrach beim SAK wurde der der Kontakt zu Eric Bintz vertieft und ein Netzwerk nach Mulhouse aufgebaut mit Leslie Faucher, der dort in einem Jugendzentrum arbeitet. Interessierte wollen sich demnächst in Mulhouse mit Leslie treffen und die dortige Einrichtung besichtigen. Alle weiteren Erlebnisse und Einsichten können wir bald dem Bericht von Odile und Paul entnehmen, der sicher auch die vielfältigen Kultur-und Landschaftserlebnisse, welche die beiden bei wunderschönem Wetter im Wiesental hatten, mit einschließen wird.