Integration im Landkreis Lörrach

Juni 5, 2011

Der Besuch der Praktikant/innen gibt den Mitgliedern des AK Integration und Interessierten die Möglichkeit selbst auch neue, ihnen noch unbekannte Einrichtungen kennenzulernen. Bei den meisten Besuchen von Odile und Paul waren sowohl Mentoren und Dolmetscher dabei, aber auch Interessierte, welche die Strukruren der Integration im Landkreis Lörrach besser kennen lernen wollten. Bei allen Einrichtungen wurden wir sehr freundlich empfangen und  stießen mit der Initiative unseres Projektes  auf positive Resonanz. Hier ein Überblick über die Stationen:

Das Projekt für Eltern mit Migrationshintergrund des SAK Lörrach

Susanne Pretzsch vom SAK Lörrach lädt uns in das ehemalige  Pförtnerhäuschen der KBC ein, in dem sie ein Projekt für Eltern mit Migrationshintergund betreibt. Sailes Guness unterstützt die Unterhaltung als Übersetzer und steuert seine eigenen Erfahrungen und Schwierigeiten, die er  als Vater zweier Kinder mit dem deutschen Schulsystem hat, bei.   

Sailesh Guness aus Mauritius  ist der Übersetzer

Sailesh Guness aus Mauritius ist der Übersetzer

                              

Besuch bei Susanne Pretzsch vom SAK Lörrach

Besuch bei Susanne Pretzsch vom SAK Lörrach

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 Mit Giacomo haben Paul und Odile das Jugendzentrum in Schopfheim besucht und Silke Dantona kennengelernt.
 Auch die Sitzung des Arbeitskreises und das Internationale Frühstück standen auf dem Programm. Große Versammlungen waren für Odile und Paul anstrengend, weil sie kaum Deutsch verstanden und es in diesem auch nicht sinnvoll war jeden Redebeitrag zu übersetzen.
 
 

Das Thema Kopftuch 
 

Diskussion zum Thema Kopftuch

Diskussion zum Thema Kopftuch beim internationalen Frühstück.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Für die Begegnung zwischen Einheimischen und Menschen mit Migrationshintergrund ist immer wieder die Frage des Kopftuches von Bedeutung. Deshalb machte Ibtissam Younes vom AK Integration dies zum Thema beim Internationalen Frühstück.
Ibtissam Younes und Yamina Moulgada erzählten Odile und Paul von ihrem individuellen Schicksal als Asylbewerberinnen. Beide sind inzwischen eingebürgert und ihre Kinder absolvieren die Schule und die Ausbildung erfolgreich in Deutschland. Trotzdem war es nicht einfach und beide sind auf soziale Untestützung angewiesen. Sie wünschen sich, dass ihre Kinder es einmal besser haben werden.
Ibtissam und Yamina beim Kochen mit Unterstützung von Bernard

Ibtissam und Yamina beim Kochen mit Unterstützung von Bernard

 
 
 
 
 
 Die persönlichen Schilderungen von Yamina ( 3 Kinder ) und Ibtissam ( 5 Kinder )  sind eine gute Vorbereitung für den Besuch des Asylbewerberheims in Rheinfelden. Annette, Hartmut , Gudrun, Michael und Jost vom AK gehen mit und sind ebenso betroffen von den Eindrücken dort wie Odile und Paul und wie Marc und Bernard es beim letzten Besuch waren. Frau Maier und Herr Vollbrecht vom Landratsamt übernahmen die Führung.
 
  
 
Fast jeden Morgen gehen Odile und Paul in den Deutschkurs, einen Integrationskurs bei der Volkshochschule in Schopfheim.  
Der Integrationskurs bei Adriana Eckert und Valentina Hammer

Der Integrationskurs bei Adriana Eckert und Valentina Hammer.

     

 Bei Odile werden die Deutschkenntnisse aus der Schulzeit wieder wach gerufen. Sie kann sich nach ein paar Tagen mit den Dozentinnen, die nicht Französisch sprechen, verständigen. Für Paul ist es schwerer. Aber zum Glück gibt es Leslie Faucher im Kurs, ein europäischer Zuwanderer aus Frankreich, der die beiden unterstützt und im Notfall übersetzt.   Im Kurs beobachten sie, wie schwer es für die Teilnehmer/innen ist , die deutsche Sprache zu erlernen. Sie haben einen unterschiedlichen Bildungshintergrund. Am leichtesten fällt es den jungen Au pairs zu lernen. Sie haben gerade die Schule abgeschlossen. Für Paul und OdiIe ist es auch Stress: Sie sind die Ältesten im Kurs und schneller müde. Die vielen Eindrücke lassen sich nicht alle auf einmal verarbeiten und führen oft  zu einer Blockade, zur Frustration oder zum Abschalten. Trotzdem finden sie diese totale Immersion, auf die sie sich bewusst eingelassen haben, sehr lehrreich und würden diese Erfahrung  jedem empfehlen. Und genau darum ging es beim Besuch von Cathérine und den anderen Kollegen aus Colmar.

Besuch aus Colmar im Diakonischen Werk Schopfheim –

Erfahrungsaustausch zum Thema Integration

Treffen der VIF Projektgruppe beim Diakonischen Werk Schopfheim

Treffen der VIF Projektgruppe beim Diakonischen Werk Schopfheim.

 
Was verstehen wir unter Integration ? Welche Erfahrungen machen wir damit? Welche Perspektiven bringen die Einheimischen, welche die Zugewanderten mit? Wie fühlt man sich in einem fremden Land, in dem man sich nicht verständigen kann? Brigitte Fleck leitete das Gespräch auf Französisch. Das Thema war nicht leicht. Brigitte ermunterte Odile und Paul ihre Erfahrungen und Gefühle als Fremde zu schildern.
Alle versuchen sich auf Französisch auszudrücken.

Alle versuchen sich auf Französisch auszudrücken.Es ist eine Diskussion, die nachdenklich macht.

 
      

Die Migragtionshintergründe sind: Frankreich, Algerien, ehemalige DDR, Italien und Tunesien.

Die Migragtionshintergründe sind: Frankreich, Algerien, ehemalige DDR, Italien und Tunesien.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Was empfinden wir als "Zuwandernder" und als "Aufnehmender" ?

Was empfinden wir als "Zuwandernder" und als "Aufnehmender" ?

 
 
 
 
 
Verschiedene Ebenen der Erfahrung mit Integration

Verschiedene Ebenen der Erfahrung mit Integration

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Erneut wurde bestätigt, dass es, wenn man die Sprache nicht (gut) kann, am besten ist etwas zusammen zu tun. Odile schätzte sehr mit Menschen aus vielen verschiedenen Ländern und verschiedenen Alters zusammen im Deutschkurs zu sein. Sie beobachtete auch, dass manchen das Schreiben schwer fällt. Sie findet es gut und wichtig, dass es an der Volkshochschule auch Integrationskurse mit Alphabetisierung gibt.  APALIB will ab September ebenfalls Sprachkurse für Zuwanderer anbieten.
Das Thema „Gastarbeiter“ und „Maghrebins“ wurde von Giuseppe und Giacomo sehr lebendig angesprochen. Leila aus Algerien und Jean Louis aus Tunesien kannten die Sprachprobleme der Einwanderer nach Deutschland nicht. Sie hatten bereits in ihrem Heimatland in der Schule Französischunterricht genossen. Sprachprobleme sind für sie kein Thema.
 
Leila aus Algerien ist zum ersten Mal in Schopfheim.

Leila aus Algerien ist zum ersten Mal in Schopfheim.

        

Das "italienische" Trio: Giuseppe, Luciano und Giacomo

Das "italienische" Trio:Giuseppe, Luciano und Giacomo

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Jean Louis aus Tunesien ist Opernsänger. Er trug Arien für die Gruppe vor.

Jean Louis aus Tunesien ist Opernsänger. Er trug Arien für die Gruppe vor.

 
 In der lokalen Presse, der Badischen Zeitung und im Markgräfler Tagblatt  wird über die Erfahrungen von Pdile und Paul in Schopfheim berichtet. 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Monique ( Mitte ) möchte doch lieber keinen Stage machen, aber sie will Mentorin für die besucher in Colmar werden.

Monique ( Mitte ) möchte doch lieber keinen Stage machen, aber sie will Mentorin für die Besucher in Colmar werden.

 Das Gespräch machte allen bewusst, dass der Prozess der Integration für die Zugewanderten mit Stress verbunden ist und dementsprechend auch der Praktikumsaufenthalt  kein „Urlaub“ sein kann. Viele neue Eindrücke, das Sich- neu- orientieren- müssen in einer fremden Umgebung, ein unterschiedlicher Tagesablauf, unerwartete Missverständnisse – selbst wenn man die Sprache einigermaßen versteht, das macht müde – vor allem wenn man am Abend noch ein Projekttagebuch führen muss… Aber immerhin müssen Odile und Paul nicht um eine Arbeitsstelle und eine Aufenthaltserlaubnis kümmern, sie werden von ihren Gastgebern gut versorgt und erhalten von den Mentoren Unterstützung.
 
 
     
 
 
Freizügigkeit in Europa
 
Etwas leichter als sogenannte Drittstaatenangehörige haben es die Zugewanderten aus Europa. Für sie gilt das Prinzip der Arbeitnehmerfreizügigkeit. Trotzdem ist es auch für diese Gruppe nicht leicht in Deutschland wirklich Fuß zu fassen.
Bei Kaffee und Kuchen konnten Odile und Paul sich auf der Terasse bei Brigitte mit drei jungen Frauen aus Frankreich, Italien und Polen austauschen. Alle drei haben Kinder, zum Teil noch sehr kleine ( 8 Monate ).  Es ist mühsam und teuer bis die Qualifikation aus dem Ursprungsland zertifiziert und anerkannt ist. Die Kinderbetreuung in Deutschland ist schlecht organisiert.  Wenn man noch wenig Leute kennt, gibt es niemand , der einmal im Notfall hellfen kann. Oft landet man doch wieder unter den eigenen Landsleuten und verbessert deshalb die eigenen Deutschkenntnisse nicht.
 
Mit Elisa, Krystyna und Silvia ( mit Matthew) beim Kaffee.

Mit Elisa, Krystyna und Silvia ( mit Matthew) beim Kaffee.

  Alle drei Frauen haben Abitur und eine gute Ausbildung, sie sprechen mindestens 3 Sprachen, darunter Deutsch und Französisch, aber sie haben  bis jetzt keine feste Anstellung gefunden. 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Das Erich-Reisch Haus – Heim für Wohnsitzlose
 
 
Viel schwieriger ist die Situation für Personen ohne Wohnsitz. Dies konnte eine Gruppe von Mitgliedern des AK Integration im Erich-Reisch-Haus ( Heim für Wohnsitzlose) in Lörrach festellen.  Birgit Schwarz (Stationäre Hilfe) und Marc Horn ( Ambulante Fachberatung und Notschlafstelle)  empfingen die Besuchergruppe zu einem freundlichen und informativen Gespräch.
 
Birgit Scharz und Marc Horn vom Erich-Reisch Haus ( vorne rechts)

Birgit Scharz und Marc Horn vom Erich-Reisch Haus ( vorne rechts)

 
     

In der Tagesstätte

In der Tagesstätte

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 Drei ehemalige Heimbewohner ( aus dem Iran, Eritrea und Serbien) erzählten von ihren Stationen in der Einrichtung, die sie zu einem gerelten Leben hingeführt haben. Am wichtigsten ist die Analyse der persönlichen Situation der wohnsitzlosen Person und die entsprechende  Beratung während der ersten 3 Monate im Heim. Es kann unterschiedliche dringende Bedürftigkeiten geben: Die Gesundheit, Probleme mit Angehörigen, Verschuldung, Sucht, psychische Verfassung, Probleme mit Arbeitgeber, Aufenthaltsstatus, Erledigung der Formalitäten um eine Unterstützung zu beantragen ,etc. Das Wichtigste hierbei ist die Einrichtung einer Postadresse und das regelmäßige Erscheinen für den/die Bewohner/in , um die Post entgegen zu nehmen.   Die Mitarbeiter/innen des Erich-Reisch Hauses sind mit allen für die Heimbewohner wichtigen sozialen Einrichtungen eng vernetzt, so dass mit geringem bürokratischen Aufwand eine schnelle Hilfe , z.B. die Auszahlung des Hartz IV  Tagessatzes, möglich ist. Die Bewohner erhalten Unterkunft und Verpflegung, werden in einen geregelten Alltag eingebunden, in dem sie auch nach Absprache und Neigung Tätigkeiten im Gebäude übernehmen. Dadurch entsteht Gemeinschaftsgefühl und Vertrauen. Es wird auch regelmäßig Sport angeboten. Der Fußballclub nimmt an Turnieren teil. Eine ambulante medizinische Hilfe kommt ins Haus und hilft auch mal bei der Kosmetik.
 
Eine der Gemeinschaftsküchen im Heim

Eine der Gemeinschaftsküchen im Heim

 
        

Die Besuchergruppe im Erich-Reisch Haus

Die Besuchergruppe im Erich-Reisch Haus

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 Das Netzwerk der Integration im Landkreis Lörrach
 
Odile und Paul besuchten zusammen mit Brigitte Fleck und Hartmut Hermanns  den Integrationsbeauftragten des Landratamtes Thomas Vollbrecht. Gemeinsam  möchte man versuchen die Strukturen der für die Menschen mit Migrationshintergrund zuständigen Einrichtungen klarer zu machen. Für beide Seiten war dies sprachlich mit Wortschatzarbeit verbunden, da nicht alle Begriffe aus der national orientierten Verwaltung  in die andere Sprache übertragen werden können. Wichtig war die Darstellung der Hierarchien:
1. Bundesamt für Migration und Flüchtlingswesen ( Staatliche Ebene der Bundesrepublik Deutschland )
-> 2005 Neues  Zuwanderungsgesetz mit der Pflicht zum Integrationskurs
2. Landesstiftung Baden Württemberg ( Länderebene, 16 Bundesländer, Schopfheim liegt in Baden Württemberg)
3. Landkreis Lörrach ( 3 große Kreisstädte: Lörrach, Weil, Rheinfelden; für alle anderen Städte – auch Schopfheim- und Gemeinden  verwaltet das Landratsamt die Menschen mit Migrationshintergrund)
 
Herr Vollbrecht ist seit 2007 beauftragt sich für die Verbesserung der Integration von Menschen mit Migrationshintegrund  im Landkreis einzusetzen. Er hat entscheidend an der Entwicklung des Sozialatlas mitgewirkt. darin findet sich auch der AK Integration mit Hinweis auf das VIF Projekt.
Außerdem leitet er zusammen mit der Sozialdezernentin, Frau Zimmermenn-Fiscella, ein wichtiges Gremium zur Vernetzung der der Akteure zur Integration: Den Arbeitskreis Migration. Folgende Repräsentanten finden sich im AK Migration:
Regionalkoordinator des Bundesamtes
Vetreterin des Regierungspräsidiums ( Land Baden – Württemberg/ Landesförderung)
Frau Zimmermann-Fiscella und Herr Vollbrecht ( Landratsamt)
Vertreter/innen der Sprachkursträger ( z.B. VHS, ifas, IOR,etc.) -> Brigitte Fleck
Vertreter/innen der Ausländerbehörden ( Rheinfelden, Lörrach, Weil, Landkreis)
Vertreter/innen der Migrationsberatungsstellen, auch der Jugendberatungsstellen ( Caritas, Diakonie) -> H.J. Tichelmann
Vetreter/innen der Wohnbaugesellschaften -> Willi Brunen, Friederike Krauss
Vertreter/innen weiterer integrationsrelevanter Einrichtungen -> Mehrgenerationenhaus Weil, SAK
Vertreter/innen ehrenamtlicher Gruppen ->  AK Integration, Runder Tisch Rheinfelden  
Eingeladene Vertreter/innen zu relevanten Themen  
 
Folgende Übersichten entstanden und werden auch im Arbeitskreis Integration in Schopfheim als Grundlage für weitere Gespräche zum Verständnis des Netzwerkes dienen.
 
Das Netzwerk der Integration

Das Netzwerk der Integration

 
Der AK Integration und seine Mitglieder

Der AK Integration und seine Mitglieder

 
 Weitere Stationen von Paul und Odile waren das Mehrgenerationenhaus in Weil, wo sie sich mit dem Thema Probleme des  „Älterwerdens“ bei Menschen mit Migrationshintergrund  befassten, ein Thema, welches uns weiter beschäftigen wird. Auch diese Mal gab es wieder eine Radiosendung bei Radio Kanal Ratte. In Lörrach beim SAK wurde der der Kontakt zu Eric Bintz vertieft und ein Netzwerk nach Mulhouse aufgebaut mit Leslie Faucher, der dort in einem Jugendzentrum arbeitet.  Interessierte wollen sich demnächst in Mulhouse mit Leslie treffen und die dortige Einrichtung besichtigen. Alle weiteren Erlebnisse und Einsichten können wir bald dem Bericht von Odile und Paul entnehmen, der sicher auch die vielfältigen Kultur-und Landschaftserlebnisse, welche die beiden bei wunderschönem Wetter im Wiesental hatten, mit einschließen wird. 
 

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